Schloss Staufeneck bei Piding

Heutige Ansicht von Schloss Staufeneck
Heutige Ansicht von Schloss Staufeneck

Einen weiteren Ort mit dem Namen Staufeneck findet man bei Piding, einer Gemeinde im Berchtesgadener Land in Oberbayern. Auf einer vorgelagerten Erhebung am Fusse des Hochstaufen steht hier das sogenannte Schloss Staufeneck, welches um 1240 als befestigte Wehranlage im Umkreis der Plainburg erbaut wurde. Diese Burganlage diente der Überwachung der Zollstelle bei Mauthausen an der Salzstrasse, vermutlich wurde sie an Stelle eines alten römischen Wachturmes erstellt. 1306 verkauften die Burggrafen von Staufeneck ihre Herrschaft an das Fürstbistum Salzburg, dem das Schloss von 1350 bis 1805 als Sitz des Pflegegerichts Staufeneck diente. Kurz nach 1500 wurde die Festung von Erzbischof Leonhard von Keutschbach erneuert. Die Burganlage erhielt erst jetzt ihr wehrhaftes Erscheinungsbild, sie wurde danach von ihrem neuen Besitzer als Schloss bezeichnet. Mit dem Vertrag von München von 1816 kam das Gebiet um Schloss Staufeneck zu Bayern. Seit 1894 ist das Schloss in Privatbesitz und wurde teilweise als Museum genutzt. Seit einer kürzlich erfolgten Renovation ist es wieder bewohnt.

 

Die Herren von Staufeneck gehörten zum Gefolge der Grafen von Plain, deren Herrschaftsgebiet zwischen Salzburg und Reichenhall lag. Sie werden zu den bedeutendsten Ministerialen dieser Grafen gezählt. Ab 1125 findet man in mehreren Urkunden des Stifts Berchtesgaden Hinweise zu diesen Ministerialen, welche von den Plainer als Burggrafen, Vögte, Richter und Prokuratoren eingesetzt wurden. Sie werden als direkte Vorfahren der Herren von Staufeneck gesehen.

 

In einer Urkunde des Klosters Chiemsee von 1130 wird als einer der Zeugen ein „Weinharth de Stouphen“ erwähnt, erster Zeuge in dieser Urkunde ist sein Dienstherr Graf Luitpold von Plain. 1150 erscheint in einer weiteren Urkunde zu einem Gütertausch im Gebiet Chiemsee mit Heinrich von Staufen ein weiterer Vertreter dieses Geschlechts, vermutlich ein Bruder des erwähnten Weinhart. Dieser Heinrich erscheint 1170 nochmals als Zeuge in einem Gabenbrief von Kaiser Barbarossa an die Propstei Reichenhall.

 

In einer weiteren Urkunde findet man einen „Goetfridus de Plagin“, er wird als Dienstmann der Grafen von Plain bezeichnet. In dieser Urkunde vermacht er, zusammen mit seinem Bruder Rudolf, der Kirche von Berchtesgaden mehrere Güter in Teisdorf.

 

Im gleichen Zeitraum erscheint auch noch ein Pertold, welcher einmal auch mit seinem Bruder Rudolf erwähnt ist. Er wird als „Castelanus“ bezeichnet und ist damit der erste gesicherte Burggraf dieser Sippe auf dem Stammsitz der Grafen von Plain.

 

Nach 1170 wird dann ein Wilhelm als Kastellan von Plain erwähnt, er ist der Sohn von Pertold und offenbar sein Nachfolger als Burggraf. Er hatte aber scheinbar keine überlebenden Söhne, denn nach seinem Tod um 1200 findet man seinen jüngeren Bruder Konrad als Kastellan auf der Plainburg.

 

Nach Konrad findet man einen weiteren Wilhelm als Kastellan von Plain, er ist wohl ein Sohn von Konrad, er wird von der Geschichtsschreibung als Wilhelm II bezeichnet. Er hatte mit Petrus und Konrad II sicher zwei Brüder. Letztmals erwähnt wurde er in einer Urkunde von 1234, ausgestellt von Graf Luitold IV von Plain.

 

Als nächsten Burggrafen von Plain findet man wieder einen Wilhelm, er ist ein Sohn von Wilhelm II und wird deshalb als Wilhelm III bezeichnet. 1248 wurde er als Zeuge in einer Beurkundung als „Wilhalm de Stauffenecke“ notiert. Er ist somit der erste dieser Sippe, welcher sich nach der wohl erst kurz zuvor erbauten Burg Staufeneck benannte. Vermutlich ist er der Erbauer dieser Wehranlage am Fusse des Hochstaufen bei Piding.

 

Die Grafen von Plain sollen als Fränkische Vögte um 800 n.Chr. von Karl dem Grossen in das Gebiet um Salzburg und Reichenhall gekommen sein, und sich dort in mehrere Stämme aufgeteilt haben. Die Burg Plain wurde jedoch erst um 1100 oberhalb der Gemeinde Gmain (heute Großgmain) von Werigand erbaut, welcher sich ab 1108 nach dieser Burg benannte.

 

Als kaisertreue Vasallen gerieten die Grafen von Plain unter dem Stauferkaiser Barbarossa in dessen Auseinandersetzung mit Papst Alexander III. Im Jahr 1167 zogen sie zusammen mit ihren Verbündeten gegen Erzbischof Konrad II von Salzburg und brandschatzten die Bischofstadt an der Salzach. Doch auch nach dem Tode Barbarossas ging der Konflikt zwischen den Grafen von Plain und dem Bischof von Salzburg weiter.

 

Wenige Jahre nach dem Tode ihres Vaters Konrad von Plain beteiligten sich dessen Söhne Otto und Konrad an einem Feldzug von Ottokar, dem König von Böhmen, gegen die Ungarn. Im Juni 1260 verloren beide Plainer bei der Schlacht von Staatz ihr Leben. Mit ihrem Tode erlischt das Geschlecht der Grafen von Plain, in der Folge begann um ihr Erbe ein langjähriger Streit zwischen dem Erzbistum Salzburg und dem Herzog von Bayern. Im Friedensvertrag von Erharting von 1275 verzichtete der Herzog von Bayern auf Teile der Güter der Grafen von Plain. Mit dieser Vereinbarung fiel auch die Burg Staufeneck unter die Hoheit des Erzbistums Salzburg.

 

Mehrere der früheren Dienstleute der Grafen von Plain, so auch die Staufenecker, widersetzten sich aber dieser Unterwerfung unter das Bistum Salzburg. Sie stellten sich auf die Seite des Herzogs von Bayern, welcher erneut Anspruch auf das plainische Erbe geltend machte. In der Folge kam es wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Bayern und dem Bischof von Salzburg, welcher darauf die Plainburg belagerte. Dabei verlor Wilhelm III von Staufeneck im Jahr 1283 sein Leben, er war ja zu der Zeit Burggraf auf Plain.

 

Im Konflikt mit Salzburg, und den kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Erzbischof, liegt auch der Grund für den Niedergang dieser Herren von Staufeneck. Sie verkannten die Veränderungen des politischen Umfeldes und wollten sich von den Forderungen des Bischofs nicht einschränken lassen. In der Folge wuchsen ihre Schulden wegen zugefügter Kriegsschäden und fällig gewordener Bürgschaften stark an, zu Beginn des 14. Jh. erfolgte dann ihr finanzieller Zusammenbruch.

 

Nach dem Tode von Wilhelm III von Staufeneck finden wir seinen Sohn Ulrich und seinen Bruder Heinrich als Besitzer der Burganlage bei Piding. Wegen ihrer Beteiligung an den Kampfhandlungen gegen Salzburg werden sie zur Wiedergutmachung verpflichtet, sie verschulden sich erheblich beim Bischof. Nach dem Tode von Ulrich um 1300 geht diese Verpflichtung an dessen Sohn Wilhelm IV über.

 

Wilhelm IV ist nun Burggraf auf Staufeneck und, zusammen mit sein Vetter Heinrich, Eigentümer der Burganlage. Wegen der drückenden Schuldenlast verpfändete er im April 1301 seinen Teil der Burg an Jakob von Turm. Das Pfand wurde jedoch kurze Zeit später vom Bischof von Salzburg ausgelöst und übernommen, welcher die an der Grenze zu Bayern gelegene Wehranlage offenbar unbedingt in seinen Besitz bringen wollte.

 

Im Jahr 1305 verkaufte Wilhelm den hinteren Teil der Burganlage an den Bischof, nur kurze Zeit später musste auch sein Vetter Heinrich „schwerer Gült halber” seinen Anteil der Burganlage an den Bischof abgeben. Somit befand sich die Burg Staufeneck ab 1306 komplett im Besitze des Erzbistums Salzburg. Ortlieb von Staufeneck, ein Bruder von Wilhelm, wurde danach mehrfach als Domherr zu Salzburg erwähnt.

 

Wilhelm von Staufeneck finden wir nochmals in einer Urkunde von 1335, wo er auf alle Ansprüche gegen den Bischof von Salzburg verzichtet. Es gibt Hinweise, dass er sich zu dieser Zeit wieder im Dienste des Herzogs von Bayern befand.

 

Heinrich von Staufeneck war um 1300 Burggraf zu Raschenberg. Er war mit Elsbeth von Velben verheiratet und hatte einen Sohn mit Namen Friedrich. Auch er wurde vom Bischof schwer bedrängt und musste in der Folge auf alle ererbten Privilegien verzichten. Um 1306 verkaufte auch er seinen Anteil an Staufeneck an den Bischof. In einer weiteren Urkunde von 1314 ist unter den Zeugen sein Bruder Ulrich aufgeführt. Im Jahr 1319 verkauften Heinrich und sein Sohn Friedrich dem Erzbischof ein Stück Wald oberhalb von Gut Hochburg bei Plain. Heinrich wird dort als „der Ältere” bezeichnet, was vermuten lässt, dass er einen weiteren Sohn mit gleichem Namen hatte.

 

Danach findet man nur noch wenige Spuren von dieser Sippe. Friedrich von Staufeneck erscheint letztmals urkundlich im Jahr 1344 bei einem Vergleich mit dem Kloster St. Zeno in Bad Reichenhall.

 

Nur kurze Zeit davor finden wir in einer Urkunde von 1343 zwei weitere Staufenecker. In dieser Urkunde schlichtet Kaiser Ludwig IV, bekannt als Ludwig der Bayer, einen Streit mit Todesfolge. Er verfügte in dieser Urkunde, „dass die ehrbaren Brüder Rudolf und Wilhelm von Staufeneck wegen des verübten Totschlags vor dem Landgericht gebessert wurden, weshalb niemand an die Vorgenannten Ansprüche noch Hass vortragen könne”.

 

Die beiden Brüder waren zu dieser Zeit Ritter des Deutschen Hauses zu Ellingen, offenbar standen sie im Dienste von Kaiser Ludwig dem Bayer. Ob diese beiden Brüder jedoch zu der hier beschriebenen Familie von Staufeneck gehörten, kann leider nur vermutet werden.

 

Als sich im Jahre 1359 mehrere Ministerialgeschlechter aus dem Raum Berchtesgadener Land zu einem Adelsbund vereinten, um sich bei Überfällen und Angriffen gegenseitig beizustehen, ist unter diesen Edelleuten auch ein „Chunradus de Stauffeneck“ zu finden. Vermutlich der gleiche Konrad siegelte letztmals 1361 als „Chunrat der Stauffenekker“ eine Urkunde. Er ist Zeuge bei einer Verzichtserklärung von Ulrich von Schaerffenberg und seiner Frau Elsbeth von Velben. Mit dieser letzten Erwähnung erlöschen auch die Spuren der Staufenecker von Piding, auch diese Sippe verliert sich im Dunkel der Geschichte.

 

Das Herrschaftsgebiet der Staufenecker, gelegen zwischen Piding und dem Kloster Höglwörth, war ein Ausbruch aus der Grafschaft Plain und von seiner Grösse eher unbedeutend. Die Festung Staufeneck, mit ihrer Lage über der ertragreichen Mautstelle an der Salzstrasse, gab ihren Besitzern jedoch eine gewisse Machtfülle.

 

 

Älteste Ansicht von Schloss Staufeneck bei Piding um 1640
Älteste Ansicht von Schloss Staufeneck bei Piding um 1640

 

Kurze Zeit nach dem Bau der Burg Stauffeneck wurde diese zum Sitz eines eigenständigen Gerichtsbezirks, welcher mit dem Verkauf des Herrschaftsgebiets an das Bistum Salzburg über ging. Bis zum Jahr 1805 diente Schloss Staufeneck als Sitz des gleichnamigen Pflegegerichts. bevor das Gebiet im Jahr 1816 wieder Bayern angegliedert wurde. Der Name Staufeneck blieb hier also bis zum beginnenden 19. Jahrhundert als Bezeichnung für den Gerichtsbezirk bestehen.

 

Es ist deshalb auch nicht weiter erstaunlich, wenn wir in einer Urkunde des Klosters Baumburg bei Altenmarkt in Bayern (Kirchgemeinde Chieming) von 1483 einen Matthäus Staufenecker finden. Vermutlich hat dieser seinen Namen auf Grund seiner Herkunft aus dem nahegelegenen Gerichtsbezirk Staufeneck erhalten. Und es erstaunt auch nicht weiter, dass wir in den Kirchenbüchern von Chieming ab Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1619 einige wenige Taufen einer Familie Stauffenegger finden, vermutlich sind das Nachkommen des erwähnten Matthäus Staufenecker.

 

Es gibt jedoch nur wenige Spuren dieser Sippe in Chieming. Die erste hier gefundene Taufe stammt aus dem Jahr 1620 und betrifft eine Anna, Tochter eines Georg Stauffenegger und dessen Frau Salome. Den letzten Eintrag zu dieser Familie in Chieming finden wir im August 1655, dort wurde bei einer Taufe ein „Joau Stauffenekher” als Taufzeuge notiert. Vermutlich ist das die gleiche Person, welche in einer Urkunde des Klosters Baumberg aus dem Jahre 1652 als Hans Stauffenegger erwähnt wurde.

 

Diese Familie Stauffenegger verschwindet jedoch bald darauf aus den Kirchenbüchern von Chieming. Sie ist dort vermutlich schon kurze Zeit später im Mannesstamm ausgestorben. Weitere Nachkommen dieser Familie konnte ich leider nicht ausfindig machen. Möglicherweise hat es einen Abkömmling dieser Sippe im 15. Jahrhundert ins Berner Seeland verschlagen, was sich aber leider nicht nachweisen lässt.