Spuen im deutschsprachigen Ausland

Wie schon an früherer Stelle vermerkt, fand ich leider im Gebiet der heutigen Schweiz keine Ortsbezeichnung Stauffenegg oder ähnlich. Es muss aber im frühen Mittelalter im deutschsprachigen Raum so einen Ort gegeben haben, denn unser Familienname wurde von ihm abgeleitet. Ich habe also meine Suche ins deutschsprachige Ausland ausgeweitet und bin dabei schon bald auf drei entsprechende Ortsbezeichnungen in Deutschland und Österreich gestossen.

 

So findet man in der Nähe von Salach bei Göppingen (Baden-Württemberg, Deutschland) in der Nachbarschaft der Ruine Hohenstaufen eine Burg mit dem Namen Staufeneck. Das Geschlecht, welches hier im 13. Jahrhundert seinen Sitz hatte, benannte sich nach dieser Burg.


Diese Staufenecker werden von der Geschichtsforschung in enger Beziehung zum Geschlecht der Hohenstaufer gesehen, welche im frühen Mittelalter mehrere Könige und Kaiser hervorgebracht haben. Einige Historiker vermuten gar eine direkte Verwandtschaftsbeziehung zwischen diesen beiden Familien, beide nannten sich zuvor "von Staufen" und wie die frühen Hohenstaufer trugen auch die Staufenecker einen steigenden Löwen in ihrem Wappen.


In der Folge des Niedergangs der Hohenstaufer verarmte aber diese Familie, die Burg ging an das verwandte Geschlecht deren von Rechberg über. Die Herren von Staufeneck erscheinen nach 1350 kaum mehr in alten Urkunden, ihre Spur verliert sich im Dunkel der Geschichte.


Die Burg ist heute eine Ruine, im Wehrhof der Burganlage wurde in neuerer Zeit ein bekannter Gasthof mit Hotelbetrieb erstellt.


Einen weiteren Ort mit diesem Namen findet man bei Piding in Oberbayern. Auf einer vorgelagerten Erhebung am Fusse eines Berges mit dem Namen Hochstaufen steht hier das Schloss Staufeneck, das ursprünglich als befestigte Wehranlage im Umkreis der Plainburg erbaut wurde. Kurz nach 1500 wurde die Burg grundlegend umgebaut und erhielt erst dann ihr heutiges Erscheinungsbild.


Die Herren von Staufeneck gehörten zum Gefolge der Grafen von Plain, deren Herrschaftsgebiet zwischen Salzburg und Reichenhall lag. Sie waren als Burggrafen der Plainburg hohe Ministeriale der Plain-Grafen und wurden damit auch in deren Auseinandersetzung mit dem Erzbischof von Salzburg verwickelt. In diesem Konflikt liegt wohl auch der Grund für den Niedergang der Staufenecker, sie mussten sich immer mehr verschulden. Zu Beginn des 14. Jh. erfolgt dann der finanzielle Zusammenbruch des Geschlechts und 1306 geht ihr Besitz an den Erzbischof über. Auch die Spuren dieser Familie verlieren sich im Dunkel der Geschichte.


Das so genannte Schloss, welches erst nach 1500 sein heutiges Aussehen bekommen hat, trug aber weiterhin den Namen Staufeneck und war bis 1805 Sitz des salzburgischen Pfleggerichts Staufeneck. 1894 kam es dann in Privatbesitz, wurde aber teilweise als Museum genutzt. Nach einer erst kürzlich erfolgten Sanierung ist es jetzt wieder bewohnt.


Das Gut Staufeneck liegt in der Gemeinde Katzenberg bei Obernberg am Inn (Oberösterreich) und ist heute ein Pferdegestüt. Hier in Obernberg findet man auch Spuren einer Familie Stauffenegger, von welcher hier ab Beginn der Aufzeichnungen Taufen und Heiraten verzeichnet wurden. Bei einer Taufe im Jahre 1647 findet man weiter den Hinweis, dass diese Familie "zu Staufenegg" ihren Wohnsitz hatte. 1832 stirbt diese Sippe in Obernberg aus.


Ab 1659 finden sich aber Spuren der gleichen Familie in Passau (Niederbayern). Der erste hier erwähnte Stauffenökher (sic) wird bei seiner Heirat als Schiffmann bezeichnet, dieses Gewerbe wird hier, am Zusammenfluss von Donau und Inn, von seinen Nachkommen über mehrere Generationen weiter ausgeübt. Im 19. Jahrhundert verschwinden sie aber auch hier in Passau aus den Kirchenbüchern, letzte Erwähnung ist die Bestattung einer Maria Franziska Stauffenegger vom 7. März 1873.


Die Herkunft der Familie Stauffenegger in Oberösterreich, später in Passau, ist leider nicht geklärt. Vielleicht ist hier der Name des  Guts Staufenegg auf seine Bewohner übergegangen, möglicherweise haben wir es aber auch mit Nachkommen der verarmten Staufenecker von Piding (Oberbayern) zu tun, welche hier eventuell einen Teil ihres Besitzes retten und so die Familie vor dem frühen Untergang bewahren konnten. Obernberg am Inn liegt allerdings ca. 70 km von Piding entfernt.


Es bleiben aber weiterhin viele Fragen zurück, wie z. B., ob eventuell ein Abkömmling einer der oben erwähnten Familien im 15. Jahrhundert seinen Weg in die heutige Schweiz gefunden haben könnte. Diesen offenen Fragen werde ich in den nachfolgenden Kapiteln genauer nachgehen. Ich kann ihnen aber jetzt schon versichern, es gibt dazu viele spannende Geschichten und interessante Details zu erzählen, lassen sie sich von mir durch die verschlungenen Wege und Pfade der Vergangenheit entführen.