Zäziwil, die Heimat meiner Ahnen

Emmentaler Hügellandschaft bei Zäziwil
Emmentaler Hügellandschaft bei Zäziwil

Zäziwil gehört zum Kanton Bern und liegt, zwischen Mirchel und Rünckhofen, im Chisetal. Das Chisetal bildet einen Durchgang zwischen Emmen- und Aaretal, wird aber eindeutig dem Emmental zugezählt.

 

Der Ortsname Zäziwil deutet auf einen alemannischen Ursprung hin. Offenbar war ein alemannischer Siedler der Namensgeber, demnach könnte man Zäziwil frei übersetzt als "dem Zezo sein Weiler" bezeichnen. Wann aber dieser Zezo hier seine kleine Siedlung begründet hat ist leider nicht überliefert. Orts- und Flurnamenforscher datieren jedoch alemannische Siedlungen mit einer Wil-Endung ins achte bis neunte Jahrhundert.

 

Die erste namentliche Erwähnung von Zäziwil findet man in einer Urkunde des Klosters Fraubrunnen aus dem Jahre 1299. Dabei geht es um einen Rechtsstreit mit dem Kloster Interlaken, welcher von Bern geschlichtet wurde. Im Abtausch mit Rechten und Einkünften in Steffisburg überlässt das Koster Interlaken dem Kloster Fraubrunnen Rechte und Einkünfte im Emmen- und Aaretal, unter anderem eben auch in dem mit "Cezzenwile" erstmals schriftlich festgehaltenen Zäziwil.

 

Zäziwil gehört seit alters her zur Kirchgemeinde Grosshöchstetten, dort wurden die Zäziwiler getauft, gemeinsam mit den Bewohnern von Höchstetten, Mirchel, Bowil und Oberthal, dort heirateten sie und dort fanden sie auch ihre ewige Ruhe. Erst 1964 bekam Zäziwil seine eigene Kirche, gehört aber weiterhin zur Kirchgemeinde Grosshöchstetten.

 

Im Mittelalter gehörte Zäziwil zur Herrschaft Signau, welche den Grafen von Kyburg unterstand. Im Jahre 1399 kam Zäziwil jedoch unter die Herrschaft der Stadt Bern, wurde aber von Bern sogleich "mit Stock und Galgen" an Johann von Büren weiterverkauft. Erst 1529, nach der Reformation von 1528,  kamen die Zäziwiler erneut unter die direkte Herrschaft von Bern, sie wurden der Landvogtei Signau zugeordnet. Gerichtsort war nun Konolfingen, Hinrichtungen erfolgten auf dem Galgenhubel. Die letzte Hinrichtung fand hier um 1586 statt, ein Ereignis, das sich wahrscheinlich viele Zäziwiler, darunter vermutlich auch unser Stammvater Hans, nicht entgehen liessen.


Ausschnitt aus der Karte von T. Schoepf von 1578, es gilt zu beachten, dass Norden unten ist!
Ausschnitt aus der Karte von T. Schoepf von 1578, es gilt zu beachten, dass Norden unten ist!

Für unsere Familienchronik ist aber erst die Zeit nach 1580 von Bedeutung. Obwohl die Kirchenbücher von Grosshöchstetten schon 1553 beginnen, finden wir die erste Erwähnung unserer Vorfahren erst 1582. Kurze Zeit davor muss unser Stammvater Hans, zusammen mit mindestens zwei weiteren Angehörigen, nach Zäziwil gekommen sein. Aber erst rund 40 Jahre später findet man genauere Angaben zu ihrem Wohnsitz, die Familie scheint sich in Lenzligen niedergelassen zu haben, einem kleinen Weiler zwischen Grosshöchstetten und Zäziwil. Sie haben dort, neben der Landwirtschaft, offenbar auch eine kleine Stampfe betrieben, vermutlich eine Knochenstampfe.

 

 

Das älteste noch bis in die Neuzeit erhaltene Haus Zäziwils stand übrigens hier in Hinterlenzligen, es wurde auf das Jahr 1574 datiert. Leider musste es 1989 einem Neubau weichen, unser Stammvater Hans muss es aber schon gekannt haben!

 

Ausschnitt aus der Dufourkarte von 1856, mit Zäziwil und Lenzligen
Ausschnitt aus der Dufourkarte von 1856, mit Zäziwil und Lenzligen

Das Gemeindewappen Zäziwils zeigt eine silberne Lilie auf blauem Grund. Sein genauer Ursprung ist leider nicht bekannt. Laut H.R. Christen (Emmentaler Geschlechter- und Wappenbuch) soll es auf ein nicht mehr erhaltenes Siegel einer Familie "von Zetzenwille" von 1325 zurück gehen, welches in der "Topographia Bernensis" (J.J. Gruner, um 1750) wiedergegeben ist. Das Wappen wurde aber erst 1945 als offizielles Gemeindewappen anerkannt.

 

Viele interessante Angaben und Geschichten zu Zäziwil und seinen früheren Bewohnern, also auch zu unseren Vorfahren, findet man im Zäziwiler Heimatbuch von 1999, herausgegeben von der Einwohnergemeinde. Das Buch kann man auf der Gemeindeverwaltung Zäziwil beziehen, ich kann es dem an unserer Familiengeschichte interessierten Leser nur empfehlen.