Gut Staufeneck bei Kirchdorf am Inn

Gut Staufeneck in Kirchdorf am Inn, Oberösterreich
Gut Staufeneck in Kirchdorf am Inn, Oberösterreich

Das Gut Staufeneck steht zwischen Kirchdorf und Obernberg am Inn, nur ca. 1 km nordöstlich von Schloss Katzenberg. Es liegt direkt unterhalb der obersten Geländestufe über dem Inn.

 

Die in der Eiszeit entstandene Terrassenlandschaft im unteren Inntal ist selten so gut erhalten wie hier. Einzelne kleine Weiler und Gehöfte sind über mehrere Geländestufen verteilt und prägen hier das Landschaftsbild am Ufer des Inn. 

 

Die Herkunft des Namens dieses Hofgutes bei Katzenberg ist leider nicht überliefert. Eine Erhebung mit dem Namen Staufen findet man hier aber keine. Die Landschaft ist eher flach und nur zum Ufer des Inn hin in mehreren Stufen trassiert. So scheint es wahrscheinlicher, dass dieses Gut seinen Namen von seinem Erbauer oder Bewohner erhalten hat. Insbesondere da in der Kirchgemeinde Obernberg eine Familie Staufenecker ab Beginn der Aufzeichnungen nachgewiesen werden konnte.

 

Das Gut Staufeneck ist ein relativ grosses Einzelgehöft, über dessen Entstehung jedoch leider nicht viel bekannt ist. In den Pfarrbücher von Obernberg am Inn wurde dieses Gut ab Beginn der Aufzeichnungen mehrfach als Wohnsitz genannt, erstmals im Jahr 1590. Es soll aber auch schon im Jahr 1473 In einer Chronik von Schloss Katzenberg zu finden sein. Leider konnte ich diese Chronik bis dato nicht einsehen.

 

Das Schloss Katzenberg wurde ursprünglich als Burganlage auf dem Gebiet der Gemeinde Kirchdorf am Inn, an der alten Römerstrasse von Altheim nach Passau errichtet. In einer Urkunde von 1196 wurde diese Burg erstmals als Eigentum des Bischof von Passau erwähnt. Verwaltet wurde sie, wie auch das dazugehörige Herrschaftsgebiet, von Vögten der Grafen von Ortenburg. Erst im 17. Jahrhundert wurde Katzenberg in ein barockes Schloss umgewandelt. Heute ist es im Besitze einer Familie Steinbrener, im Erdgeschoss ist ein Museum über die Buchbindekunst eingerichtet.

 

Die Aufzeichnungen zur Familie Staufenegger in Obernberg am Inn sind leider nicht sehr übersichtlich. Die erste Taufe wurde hier am 24. Februar 1602 notiert. Täufling war eine uneheliche Margaretha, ihr Vater wurde als Hans Stauffenecker notiert. Aber erst bei einer Taufe im Februar 1651 findet man den Hinweis, dass der Vater des Täuflings Stephani Stauffenegger seinen Wohnsitz zu Stauffenegg hatte. Zu dieser Zeit wohnte also ein Teil dieser Sippe auf dem Hofgut Stauffenegg.

 

Diese Familie war aber nicht sehr zahlreich und kann nur über wenige Generationen verfolgt werden. Die letzte Taufe finden wir hier am 2. Dezember 1770, den letzten Sterbeeintrag am 24. Februar 1832.

 

Ab dem Jahr 1659 findet man jedoch auch eine gleichnamige Familie im bayrischen Passau. Hier, an der Mündung des Inn in die Donau, heiratete im Januar 1659 in der Kirche St. Gertraud ein „Michael Stauffenökher” eine Anna Stelzenwirt. Laut dem Eintrag im Traubuch war er Witwer und von Beruf Schiffmann. Er ist mit grosser Wahrscheinlichkeit der am 25. September 1624 in Obernberg am Inn getaufte Sohn von Johannes Stauffenecker und dessen Ehefrau Judith. Eine frühere Ehe dieses Michael habe ich aber nicht ausfindig machen können. Am 31. Juli 1667 taufte er in der Kirche St. Paul in Passau einen Jacobi, von welchem dieser Familienzweig in Passau weiter gegangen ist.

 

Das Gewerbe der Schiffer und Fischer wurde in Passau, am Zusammenfluss von Donau und Inn, von den erwähnten Nachkommen des Michael Stauffenecker über mehrere Generationen ausgeübt. Im 19. Jahrhundert verschwinden sie aber auch hier aus den Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern. Letzter Eintrag zu dieser Sippe in Passau ist der Sterbeeintrag einer Marie Stauffenegger am 7. März 1873, welche am 15. November 1849 in Passau als Tochter des Schiffmeisters Jacob Stauffenegger geboren wurde.

 

Der Familienname dieser Sippe ist in den Kirchenbüchern von Obernberg am Inn wie auch in Passau in den unterschiedlichsten Varianten zu finden. Bei der ersten Taufe, welche diese Familie betrifft, wurde der Vater des Täuflings als Hans Stauffenecker notiert. Nach 1650 wurde der Name grossmehrheitlich Stauffenegger geschrieben. Eine Namenvariante, die auch in Passau ab 1728 vorwiegend Verwendung fand.

 

Diese Sippe lässt sich leider nicht sehr weit zurück verfolgen. Man kann aber vermuten, dass ein Abkömmling aus dem Gerichtsbezirk Staufeneck bei Piding hier ansässig und mit einem entsprechenden Beinamen versehen wurde, aus dem dann der Familienname Stauffenegger entstanden ist. Vermutlich ist dieser Name später auf den Wohnsitz der Familie zwischen Kirchdorf und Obernberg am Inn übergegangen.

 

Bezüglich unserer Familiengeschichte stellt sich nun aber die Frage, ob ein Abkömmling dieser Sippe aus Oberösterreich seinen Weg in die heutige Schweiz gefunden haben könnte. Dies müsste jedoch spätestens im 15. Jahrhundert geschehen sein, denn wir finden ja in Aarberg schon ab dem Jahr 1550 eine Familie Stuffenegger in grosser Zahl. In Aarberg findet man jedoch keinen Hinweis zur Herkunft dieser Familie. So kann eine Abstammung der Stuffenegger im Berner Seeland aus dem Gebiet um Obernberg am Inn leider nur vermutet aber nicht nachgewiesen werden.

 

Es ist aber durchaus auch möglich, dass ein Mitglied der gleichnamigen Sippe in Chieming in Oberbayern im 15. Jahrhundert seine neue Heimat im Berner Seeland fand, aber auch diese Möglichkeit lässt sich nicht nachweisen. So muss die Frage nach der Herkunft der Stuffenegger von Aarberg und Mühleberg, wie auch der Stauffenegger und Struffenegger von Zäziwil, leider unbeantwortet bleiben.